Nach der Flut
Hochwasser tritt in Österreich regelmäßig auf und hat ein enormes Schadenspotenzial. Hier finden Sie Tipps zur Vorsorge und zum richtigen Verhalten während und nach der Flut.
Grundlagen
Wir fassen kurz zusammen wie Hochwasser entsteht und welche Auswirkungen und Gefahren es mit sich bringt.
Hochwässer entstehen durch kurzzeitigen Starkregen, langanhaltende Niederschläge oder Schneeschmelze im Frühjahr. Dabei gelangt viel Wasser auf und in Böden. Kann der Boden kein Wasser mehr aufnehmen, weil er gesättigt oder gefroren ist, fließt das übrige Wasser in Flüsse und Bäche. Wenn diese kein zusätzliches Wasser mehr aufnehmen können, so gehen sie über und können zu reißenden Strömen werden.
Starkregen kann allerdings auch ohne Gewässer zu Hochwasser führen. Die hohen Wassermengen können in bebauten Gebieten vom Boden schlecht aufgenommen werden. Das Wasser sammelt sich in Mulden, Unterführungen und flutet weitere Bereiche wie Straßen. Eine zusätzliche Überlastung der Abwassersysteme kann zu Flutungen von Kellern, Wohnräumen und Tiefgaragen führen. Einhergehend mit Hochwasser kann es zu Muren, Erdrutschen, Felsstürzen und Dammbrüchen kommen.
● Gefahr für Leben und Gesundheit: Menschen, die von Überschwemmungen überrascht werden, können in den Fluten ertrinken oder verletzt werden. Die Wassermassen können Wege, Gebäude, Brücken und Versorgungsleitungen fluten oder zerstören. Oft wird die Kraft der Strömung unterschätzt. Fahrzeuge schwimmen bereits bei einer Wassertiefe von 30 cm auf. Fußgänger können sehr leicht von Strömungen mitgerissen werden. Weiters befinden sich im Wasser Treibgut, sowie für den Menschen gefährliche Stoffe wie Chemikalien oder Heizöl. Außerdem kann Hochwasser Krankheiten übertragen, da es oft zu Verunreinigungen von Trinkwasser und Kanalisation kommt.
● Zerstörung: Wasser flutet Gebiete, die normalerweise trocken sind. Dies kann dazu führen, dass Häuser, Straßen, Felder und Infrastruktur beschädigt oder zerstört werden. Das gilt auch für den persönlichen Besitz. Das Wohnhaus, Fahrzeuge und persönlicher Besitz können zerstört werden und dadurch wirtschaftliche und psychische Belastungen herbeiführen.
● Umweltschäden: Durch Treibgut und sämtliche Verschmutzungen und gesundheitsgefährliche Stoffe, werden Lebensräume für Pflanzen, Tiere und Menschen beeinträchtigt.
● Versorgungs-Engpässe: Die Versorgung mit Elektrizität, Wasser und anderen wichtigen Dienstleistungen unterbrechen.
● Verkehrsstörungen: Überschwemmte Straßen und Brücken können den Verkehr behindern oder ganz zum Erliegen bringen. Das erschwert auch Rettungs- und Evakuierungsmaßnahmen.
Gut vorbereitet
Es ist wichtig, sich der Gefahren von Hochwasser bewusst zu sein und Vorsichtsmaßnahmen zu treffen, um sich selbst, Ihre Familie und Ihr Eigentum zu schützen.
Die einfachste und gleichzeitig wirksamste planerische Maßnahme ist es, Häuser außerhalb des Wirkungsbereiches des Hochwassers und in erhöhter Lage zu bauen. Es gibt darüber hinaus viele bauliche Maßnahmen, die man einerseits beim Bau als auch bei bestehenden Gebäuden umsetzen kann. Alle angeführten baulichen und sonstigen Vorsorge-Maßnahmen dienen rein der Information und sind exemplarische Beispiele. Wenden Sie sich für die konkrete Ausführung stets an eine Fachfirma. Detaillierte Tipps zur Absicherung von Gebäuden im Falle eines Hochwassers finden Sie in unserem „SAFETY-Ratgeber Hochwasser“
● Überprüfen Sie Ihre Hochwassergefährdung, beispielsweise auf eHORA oder bei Ihrer Gemeinde
● Überlegen Sie wie Wasser in Ihr Haus eindringen könnte
● Setzen Sie bauliche Vorsorgemaßnahmen
● Legen Sie sich eine Hochwasserausrüstung zu
● Passen Sie die Nutzung Ihres Hauses an die Hochwassergefährdung an
● Erstellen Sie Ihren persönlichen Maßnahmenplan
● Organisieren Sie Nachbarschaftshilfe
● Klären Sie Ihre Risikovorsorge ab (Versicherung, Rücklagen)
● Seien Sie achtsam in Bezug auf Niederschlags- & Unwetterwarnungen
● Lernen Sie das richtige Verhalten im Hochwasserfall
Bereiten Sie vorab wichtige Dinge vor. Alle Details finden Sie auch auf unserer Seite zum krisenfesten Haushalt:
● Notgepäck – Mehr Infos
● Notvorrat – Mehr Infos
● Hausapotheke – Mehr Infos
● Kommunikationsmittel: Batterieradio, Batterien, Powerbank
● Taschenlampen, Ersatzbeleuchtung
● Campingkocher, Fondue-Set oder andere Ersatzkocher
● Radiatoren, Heißluftgebläse oder Gasstrahler
Für ein Hochwasser
● Material zum Hochbocken und Hochlagern
● Kunststofffolien und Abdeckplanen
● Material zum Verschließen von Gebäudeöffnungen
● Korb oder andere Behälter mit Seil
● Wathose und Gummistiefel
● Behälter für schützenswerte Gegenstände
● Schwimmweste
● Leiter
Nach einem Hochwasser
● Schutzausrüstung: Gummistiefel, Arbeitshandschuhe, Atemschutz, Schutzbrille
● Schaufeln für den Schlamm
● Pumpen, Schläuche und Zubehör
● Reinigungsmaterial (Schrubber, Kübel, Lappen)
● Werkzeug und Beleuchtung
● Chemietoilette oder Behelfsklo
Verhalten bei Hochwasser
Bleiben Sie drinnen – es besteht Lebensgefahr! Begeben Sie sich nur im absoluten Notfall außer Haus. Wege, Gebäude, Brücken und Versorgungsleitungen sind geflutet und möglicherweise zerstört.
Gehen, schwimmen oder fahren Sie niemals über geflutete Bereiche – es besteht Lebensgefahr! Menschen werden leicht von Strömungen mitgerissen. Im Wasser befindet sich Treibgut und gefährliche Stoffe wie Chemikalien, Heizöl oder Fäkalien. Autofahrer können im Auto weg geschwemmt oder eingeschlossen werden.
Bleiben Sie informiert. Verfolgen Sie Radio- und Fernsehmeldungen. Achten Sie auch auf Sirenen und Lautsprecherdurchsagen.
Beachten Sie Anweisungen der Behörden und setzen Sie angeordnete Maßnahmen um.
Halten Sie Notgepäck, Dokumente und persönlich wertvolle Gegenstände bereit, falls Sie Ihr Haus verlassen müssen. Ihre Checklisten dafür finden Sie auf unserer Seite zur Evakuierung.
Halten Sie sich fern von Kellern, Tiefgaragen und Unterführungen – es besteht Lebensgefahr! Dort kann das Wasser schnell ansteigen.
Bringen Sie Tiere, Autos und wertvolle Gegenstände aus der Gefahrenzone, sofern dies gefahrlos möglich ist.
Schalten Sie vorsorglich Leitungen für Strom, Gas und Wasser ab.
Setzen Sie Maßnahmen im Haus, wie etwa Abdichtung von Fenstern und Türen, Barrieren mit Säcken voll Sand oder Kies und Überprüfung der Rückstausicherungen.
Nach der Flut
Bleiben Sie informiert und befolgen Sie die Anweisungen der Behörden.
Halten Sie sich von gefluteten Bereichen fern! Treibgut und gefährliche Stoffe wie Chemikalien, Heizöl und Fäkalien befinden sich im Wasser.
Dokumentieren Sie Schäden und melden Sie diese bei der Gemeinde und ggf. der Versicherung.
Beachten Sie Eigenschutz bei Aufräumarbeiten. Verwenden Sie Stiefel, Atemschutz, Handschuhe und Schutzbrillen.
Wenn gefährliche Stoffe wie Heizöl oder andere Chemikalien ausgetreten sind, rufen Sie die Feuerwehr.
Trocknen Sie nasse Innenräume rasch, um Schäden an der Bausubstanz, Schimmel und Schädlinge zu vermeiden.
Lassen Sie durch Fachpersonal die Bausubstanz des Hauses, die Heizungsanlage und elektrische Geräte zur Sicherheit überprüfen.
Schadensbeseitigung
Es ist wichtig, diese Schritte zu befolgen, um sicherzustellen, dass Ihr Schaden angemessen behandelt wird und Sie die notwendige Unterstützung erhalten.
- Melden Sie den Schaden bei Ihrer örtlichen Gemeinde: Sie können den Schaden bei Ihrer Gemeinde formlos melden. Die Gemeinde wird dann die notwendigen Maßnahmen einleiten und eine Schadenskommission bilden, die sich die Schäden genau ansieht und aufzeichnet.
- Dokumentieren Sie den Schaden: Es ist sehr hilfreich, den Schaden so gut wie möglich zu dokumentieren. Dazu gehört das Festhalten von genauen Angaben wie Adresse, Datum und Uhrzeit des Schadens. Wenn es Zeugen gibt, fragen Sie nach ihren Namen und Adressen. Falls nötig, sollten Sie vor eventuellen Reparaturen Fotos von den Schäden machen. Diese Fotos können Ihnen später bei der Beantragung von Schadensersatz helfen.
- Melden Sie den Schaden Ihrer Versicherung: Sowohl Hausbesitzer als auch Geschädigte sollten so schnell wie möglich ihre Versicherung über den Schaden informieren.
Treten verdächtige Risse auf, klemmen Türen, Fenster oder sind Unterspülungen sichtbar, ist eine Überprüfung des Gebäudes durch einen Statik-Fachmann notwendig.
Erst mit dem Auspumpen des Kellers beginnen, wenn sichergestellt ist, dass dadurch kein zusätzlicher Gebäudeschaden entstehen kann. Informationen bei den Einsatzorganisationen einholen.
Alle nassen Gegenstände entfernen (Möbel, Teppiche oder andere Bodenbeläge). Benutzbare Möbel, wenn eine vorübergehende Lagerung anderorts nicht möglich ist, unbedingt von der Wand wegstellen, damit dort Luft zirkulieren kann. Auf Latten stellen, damit auch von unten Luft dazu kommt.
Gipskartonplatten öffnen, damit die Hohlräume dahinter schneller austrocknen können. Durchnässte Dämmmaterialien entfernen. Mineralwolle ist durch die Wassereinwirkung unbrauchbar geworden und muss entsorgt werden. Naturdämmstoffe (z.B. Zellulose, Flachs, Schafwolle etc.) guttrocknen lassen, danach können sie weiterverwendet werden.
Das Gleiche gilt auch für die Dämmung von Fußböden. Stand der Estrich unter Wasser, hat die darunter befindliche Mineralwolle ausgedient. Estrich und Mineralwolle müssen entfernt werden. Da auch bei an sich austrocknenden Bodenaufbauten von einer bleibenden Geruchsbelästigung und Gesundheitsgefährdung (Schimmelbildung) ausgegangen werden muss, sollten überschwemmte Böden komplett ausgetauscht werden.
Gipsputze binden sehr viel Feuchtigkeit und verzögern dadurch das Austrocknen der Wände, sie sollten daher entfernt werden. Weiters bilden sich bei lang anhaltender Feuchtigkeit Salze an der Oberfläche. Durch die Salzablagerungen müssten solche Gipsputze später ohnehin ersetzt werden. Kalkzementputze, Lehmputz und Kalkputz müssen nicht entfernt werden, außer der Salzanfall ist sehr groß.
Bei mit Heizöl verunreinigte Putzen sollte eine Entfernung ebenfalls überlegt werden. Reinigungsversuche werden nur selten den gewünschten Erfolg erzielen. Es könnten im Nachhinein Probleme mit schlecht haftenden Farbanstrichen, aber auch durch ausgasende Schadstoffe entstehen
Lüften und nochmals lüften ist die wichtigste Maßnahme, um die Feuchtigkeit beseitigen zu können. Alle Fenster auf, vom Keller bis zum Dach und für eine gute Querlüftung sorgen. Um einen Kamineffekt zu erzeugen, eventuell vorhandene Türen zwischen den Stockwerken öffnen. Unter Umständen sollten Kellerfenster und -türen ausgehängt werden. Trockengebliebene Räume vor weiterer Luftfeuchtigkeit schützen, Türen dorthin verschlossen halten.
Ventilatoren helfen
Die Luft nimmt zwischen zwei Öffnungen immer den kürzesten Weg, dadurch bleiben Raumecken eventuell unbelüftet. Hier können Ventilatoren helfen, die Luft aus diesen Ecken in den Lüftungsstrom umzuleiten.
Entfeuchtungsgeräte aus dem Baumarkt sind bei durchnässten Wänden meistens nur eine geringe Hilfe. Professionelle Geräte (auf Leihbasis) sind in der Regel leistungsstärker und sinnvoller.
Wenn möglich das Gebäude zusätzlich beheizen, da warme Luft mehr Feuchtigkeit aufnehmen kann als kalte und gleichzeitig gut lüften. Verwenden Sie dafür keine Gasgeräte, weil dies die Luft noch mehr anfeuchten würde.
Geduld ist nach der Überschwemmung eine wichtige Tugend. Es kann Monate oder auch ein ganzes Jahr, zuweilen noch länger dauern, bis durchfeuchtetes Mauerwerk wieder trocken ist.